Gepäck und Ausrüstung

 

Grundsätzliches

Je leichter das mitgenommene Gepäck, desto müheloser, kraftsparender, schneller und in jeder Hinsicht unbeschwerter kommen wir voran.

Professionelle Reiseunternehmen oder Organisationen vor Ort bieten auf Wanderreisen oft Gepäcktransport an. Das haben wir einmal auf dem Pennine Way ausprobiert. Der Transport hat auch einwandfrei geklappt, aber wir haben festgestellt, dass ein vernünftig gepackter Wanderrucksack nicht viel mehr wiegt als ein unüberlegt gepackter Tagesrucksack. Das "Ach, wir haben ja Gepäcktransport" verführt dazu, zuviel Überflüssiges mitzunehmen, das ja auch irgendwie zum Ausgangsort der Wanderung gebracht werden muss. Und um das wir uns während der Wanderung kümmern müssen. Jeden Abend den Koffer in Empfang nehmen, sich freuen, dass er angekommen ist, auspacken. Jeden Morgen einpacken und rechtzeitig für den Transport bereitstellen. Meine Empfehlung ist daher, sich genau mit den eigenen Bedürfnissen auseinander zu setzen und allen Ballast zuhause zu lassen.

Meine Ansprüche unterwegs passen mittlerweile in einen 23-25 l großen Tagesrucksack. Alles, was ich am Körper trage, vom Ehering über die Regenjacke bis zum Rucksack selbst, wiegt insgesamt unter 8 Kilogramm. Das ist mein Baseweight. Dazu kommt noch Wasser und Verpflegung. Der gepackte Rucksack selbst wiegt ca. 4,5 - 5 kg.

Es kommt jetzt nicht überraschend, dass ich hierfür eine Excel-Tabelle angelegt habe. Alle Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke werden nach Kategorien (Rucksack, Oberteile, Hosen etc.) gelistet, gewogen und Bezeichnung, Größe und Hersteller verzeichnet. Bei Kleidungsstücken trenne ich die Etiketten heraus und notiere mir die Informationen zum Waschen und Trocknen. Ich säge den Griff der Zahnbürste nicht ab, der Komfortverlust ist mir zu groß im Vergleich zur Gewichtsersparnis. Ich packe mit Augenmaß und für eine Mittelgebirgswanderung mit festen Unterkünften.

Bevor ich meinen Rucksack für eine Tour packe, stelle ich mithilfe der Excel-Tabelle die benötigte Ausrüstung zusammen und kann mir leicht das Gewicht ausrechnen lassen. So sehe ich sofort, ob das von mir für mich definierte Maximalgewicht über- oder unterschritten wird, und kann gegebenenfalls nachjustieren. (Dafür findest du im Netz auch Apps, wenn es dir wichtig ist, die Zusammensetzung des Rucksackgewichts als buntes Tortendiagramm angezeigt zu bekommen 😂.) Hinweis: meine 8 kg Regel ist eine mir selbst auferlegte. Eine andere Regel besagt, dass man ungefähr 20% seines Körpergewichts gut tragen kann. Je mehr Gewicht du mit dir herumträgst, desto langsamer wanderst und desto schneller erschöpfst du - das solltest du bedenken. Eine Freundin von mir benötigt so wenige Dinge unterwegs, dass sie mit einem 14 l Kinderrucksack auskommt, der fast gar nichts wiegt. Aber ich trage ja auch die Erste Hilfe Tasche 😁 für uns beide. 

 

Generelle Überlegungen und Ausrüstungsempfehlungen

Es gibt Menschen, die sich voller Enthusiasmus auf ein neues Hobby stürzen und zunächst eine große Kauforgie veranstalten, um sich perfekt auszurüsten, für eine Freizeitbeschäftigung, von der sie noch nicht wissen, ob sie ihnen dauerhaft so viel Freude bereitet, dass sie dabeibleiben wollen.

Vor der ersten mehrwöchigen Weitwanderung empfiehlt es sich aus meiner Sicht, erst einmal eine lange Tageswanderung ohne Gepäck und dann eine Wochenendtour mit Gepäck durchzuführen, um einzuschätzen, ob das überhaupt eine Urlaubsform ist, die dir persönlich Spaß macht. Dafür brauchst du dich nicht in Unkosten stürzen, sondern findest bestimmt ein Sportshirt und eine Sporthose und eine Regenjacke im Kleiderschrank. Für das Wandern benötigt man keine teure Spezialausrüstung, das Wichtigste sind gute und geeignete Schuhe und ein passender Rucksack.

Als der Dichter Samuel Taylor Coleridge 1802 mit genagelten Schuhen aus der Tür seines Hauses Greta Hall in Keswick schritt, um seine neuntägige und über 100 Meilen lange Rundwanderung durch die Western Fells des Lake Distrikt anzutreten, nahm er (zum Leidwesen seiner Frau, denn die Reiser ließ er verstreut auf dem Küchenboden zurück) einen Besenstiel als Wanderstock und einen Tornister mit. In ein Öltuch hatte er ein Nachthemd, eine Krawatte, zwei Paar Strümpfe, ein bisschen Papier und ein halbes Dutzend Stifte, ein deutsches Buch (die Gedichte von Voss), ein wenig Tee und Zucker und zu guter Letzt seine Nachtmütze eingeschlagen. Die gesamte geplante Route hatte er grob auf einem Stück Papier skizziert, denn genaue Wanderkarten gab es damals nicht. So gerüstet zog er los, schrieb von unterwegs lange Briefe an die Frau, die er liebte (nicht seine Ehefrau), und so wissen wir heute, dass er wohlbehalten und geistig erfrischt, wenn auch nicht gern, wieder zuhause ankam:

„The farther I ascend from animated Nature, from men, and cattle, and the common birds of the woods, and fields, the greater becomes in me the Intensity of the feeling of Life.“

(Die vorherigen Ausführungen habe ich dem sehr lesenswerten Buch „Coleridge walks the Fells – A Lakeland Journey Retraced“ von Alan Hankinson entnommen, Fontana Harper Collins Publishers, 1991.)

Wenn Coleridge so wenig ausreichte, um intensiv das Gefühl der Lebendigkeit zu spüren, dann gilt das erst recht für uns, die wir uns nicht mehr mit einem Besenstiel begnügen müssen, sondern aus dem vollen Angebot der Outdoor-Branche schöpfen dürfen. Oder?

Im Internet findet man zu allen möglichen Themen unglaublich viele Informationen. Auch ich stehe vor dieser Fülle und wünsche mir einen Blog, in dem steht: das ist das perfekte Produkt für diesen Zweck. Leider kann auch dieser Blog das nicht leisten. Oder zum Glück, denn wir sind ja alle verschieden und für jede/jeden von uns findet sich (hoffentlich) das Passende. Ein „Überüberangebot“ führt bei mir tatsächlich oft zur Konsumverweigerung, weil der Aufwand, das „Perfekte was auch immer“ zu finden, viel zu hoch ist. 

Ein genereller Hinweis also: bitte vertraue nicht jedem Marketingversprechen. Lass dich nicht einlullen, lass dir nichts aufschwatzen, sondern überprüfe deine Bedürfnisse und wähle entsprechend. Ein Statussymbol ist überflüssig, weil du vermutlich den ganzen Tag niemanden triffst, den du damit beeindrucken kannst.

Eine Mittelgebirgswanderung ist keine Himalaya-Expedition und benötigt keine dementsprechende Ausrüstung. Im Gegenteil, schwere Bergstiefel werden sie dir durch ihr Gewicht und ihre Steifigkeit erschweren. Sie haben viel zu wenig Dämpfung und ein schlechtes Abrollverhalten für Asphaltstrecken. Und glaube bitte nicht, dass eine Regenjacke einen ganzen Tag lang einem Dauerregen standhält. Das Wasser findet seinen Weg zu dir. 

 

Schuhe und Socken

Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind geeignete Schuhe samt Einlagen und Socken. Meine Empfehlung: wenn ich aus gesundheitlichen Gründen Einlegesohlen tragen muss oder meine Wanderschuhe mit speziellen Einlegesohlen (bitte in der richtigen Größe, s.u.) für Wanderer aufwerten möchte, dann nehme ich diese Sohlen zum Anprobieren der Wanderschuhe mit. Sonst kann es passieren, dass sich z.B. wegen eines Höhenunterschieds zwischen der Herstellerinnensohle und der eigenen Einlegesohle der Sitz an der Ferse verändert, so dass es hier zu Reibungen kommt, die beim Anprobieren mit der Herstellersohle nicht vorhanden waren.

Auch die Socke muss zum Schuh passen. Manche kommen mit selbstgestrickten Wollsocken prima zurecht. Andere schwören auf Zweilagensocken, die eine Blasenbildung verhindern sollen. Mir persönlich gefallen Socken, die unterschiedliche Polsterungen aufweisen. Und da ich ein eher hitziger Typ bin, bevorzuge ich dünnere Strümpfe oder Socken aus kühleren Materialien. Je nach Sockenstärke kann das Auswirkungen auf die Passform des Wanderschuhs haben. Und: Socken müssen eng anliegen, sonst erzeugen sie eine blasenfördernde Reibung. Also bei Schuhgröße 37 nicht Socken in Größe 37-41 kaufen.

Die nächste Abwägung gilt der Art des Wanderschuhs. Über den Knöchel oder nur halbhoch? Leder oder Synthetik? „Richtiger“ Wanderschuh oder Trailrunningschuh? Je leichter ein Schuh, desto unbeschwerter wandere ich. Hier gilt es die richtige Abwägung zwischen dem Schwierigkeitsgrad der Wanderung, dem Gewicht des gepackten Rucksacks und den eigenen Komfortansprüchen zu treffen. Im Mittelgebirge benötigt es keine schweren Bergstiefel, es reichen Schuhe der Kategorie A oder A/B (Kategorie D nimmst du für die Himalaya-Expedition). Ich persönlich komme mit halbhohen Schuhen gut zurecht; ich knicke nicht öfter um als mit Schuhen, die über den Knöchel reichen. Ich habe mir sagen lassen, der Knöchelschutz sei vor allem für ungeübte Wanderer nötig. Bei Strecken, die einen hohen Asphaltanteil aufweisen, wie z.B. der E1-Abschnitt in Schleswig-Holstein, dämpft ein leichter Trailrunning- oder Multisportschuh besser als ein Wanderschuh. Mehr Halt im unwegsamen Gelände und bei Regen bietet dagegen ein Wanderschuh. Eine Beratung im Fachgeschäft hilft dir bei der Entscheidung. Und achte auf das Gewicht der Schuhe.

Wenn du mit der passenden Socken-Sohlen-Kombination und nachmittags, wenn die Füße angeschwollener sind als am Morgen, Wanderschuhe anprobierst, wirst du feststellen, dass du 1 -2 Größen größer als normal benötigst. Wenn der Wanderschuh dann wie angegossen sitzt, ist er wahrscheinlich noch einen Tick zu klein, denn beim Wandern schwillt der Fuß noch ein bisschen mehr an. Du sollst aber auch nicht das Gefühl haben, im Schuh zu ertrinken, sondern benötigst auch in der ungewohnten Größe festen Halt. Das ist ganz wichtig: die Ferse muss fest im Schuh sitzen, damit du beim Bergabgehen nicht vorne mit den Zehen anstößt. Im Netz findest du aber unter den Schlagworten „Wanderschuhe Schnürtechnik“ auch Tipps für die richtige Schnürung der Schuhe. Hier kann man mit der richtigen Technik einige Passformprobleme verbessern. Achte auch auf die zu deinen Füssen passende Schuhweite. Eine gute Möglichkeit, die richtige Schuhgröße zu finden: nimm die Einlegesohle heraus und stelle dich fersenbündig darauf. Wenn jetzt vorne noch eine Daumenbreite Platz ist, sollte der Schuh passen.

Wenn man den ganzen Tag in den Wanderschuhen läuft, ist es sehr, sehr angenehm und gesünder für die Füße, abends in ein leichtes Paar Schuhe schlüpfen zu können. Ich bin aufgrund der Optik von der Restauranttauglichkeit nicht zu 100% überzeugt, aber die Meindl pure freedom Lady sind mit 260 g einfach unschlagbar leicht und kompakt für ein Zweitpaar. Und im Notfall kann ich damit auch ein bisschen wandern, sollten die Wanderschuhe den Geist aufgeben.

 

Rucksack

Nimm einen entsprechenden Müllsack und fülle ihn mit den Dingen, die du auf die Wanderung mitnehmen willst. Dann hast Du einen ungefähren Anhaltspunkt, wie groß dein Rucksack sein soll. Positive Gewichtsspirale: je weniger du mit nimmst, desto kleiner kann der Rucksack sein, und desto leichter, schneller und bequemer bist du unterwegs. Und desto leichter können auch die Schuhe sein, weil sie keine große Last abfedern müssen.

Für mein Wanderkonzept mit vorgebuchten Unterkünften reichen mir persönlich z.B. der Deuter speedlite 23 SL, 670 g oder der Rab Aeon ND25, 840 g. Diese Größe läuft werbetechnisch unter der Bezeichnung „Tagesrucksack“ (aber es handelt sich trotzdem um einen Wanderrucksack mit ordentlichem Rahmen und Bauchgurt, nicht um einen Laptoprucksack für das Büro). Wenn du bei einem Anbieter nach dem Begriff „Wanderrucksack“ sortierst, werden dir in der Regel Rucksäcke zwischen 30 und 45 Litern angezeigt. „Trekkingrucksäcke“ bieten mehr als 45 Liter Platz. (Jemand, der größer ist als meine 1,65 m bei Alltagsschuhgröße 37,5, benötigt wahrscheinlich einen Rucksack mit mehr Volumen als ich, einfach, weil Schuhgröße 46 deutlich mehr Platz im Rucksack einnimmt als Größe 37,5).

Dann wiegst du deinen Müllsack. Denn Rucksäcke sind für bestimmte Lasten ausgelegt. Vereinfacht gesagt, je größer und schwerer ein Rucksack und je ausgefeilter das Tragesystem, desto höher die Last, die du damit tragen kannst. Mein Rucksack ist für rund 7 kg ausgelegt, also nehme ich auch nicht mehr mit.

Wähle einen Rucksack, der zu deinem Körper passt. Inzwischen gibt es für viele Körperformen passende Modelle, für verschiedene Rückenlängen, für mehrgewichtige Menschen und für Damen. Die Frauenrucksäcke sind für mich ein echter „gamechanger“ und enormer Komfortgewinn, da ich klein bin und weibliche Kurven besitze. Die Träger sind passend zu meinen Rundungen geformt, sie drücken nicht. Der auf weibliche Hüften angepasste Hüftgurt sitzt gut und überträgt die Last perfekt, so dass Schultern und Rücken entlastet sind. Ungefähr 80% der Last sollen von den Hüften getragen werden. Die Rückenlänge des Rucksacks passt. Und der Brustgurt sitzt auch an der richtigen Stelle. Hier sollte man sich gut beraten lassen und den Rucksack in befülltem Zustand testen. Der richtige Sitz zusammen mit einer guten Lastverteilung ist auf jeden Fall wichtiger als die Frage, ob der Rucksack auch einen zusätzlichen Regenschutz besitzt. Den kann man nachkaufen (und einen wie auch immer gearteten zusätzlichen Schutz braucht man auch, denn kein Rucksack ist komplett wasserdicht).

Dann gibt es bei Rucksäcken noch den grundsätzlichen Unterschied zwischen Kontakt- und Netzrücken. Ich ziehe wegen der besseren Befüllbarkeit des Innenraums (der Innenraum bei einem Netzrücken ist logischerweise gebogen geformt, um Abstand zum Netz, das am Rücken anliegt, zu schaffen) und der Laststabilität einen Kontaktrücken vor. Ein Netzrücken soll verhindern, dass man am Rücken stark schwitzt. Meiner Erfahrung nach wiegt das die Nachteile nicht auf. Beim Wandern gerät man auf jeden Fall ins Schwitzen (sonst würde man ja spazieren gehen), auch beim Netzrücken. Hier soll der Schweiß aber rascher verdunsten. Insofern ist der Komfortgewinn im Vergleich zur besseren Laststabilität des Kontaktrückens vermutlich nicht groß, und in der Pause zieht man sowieso noch eine Jacke zum Schutz vor Auskühlung über. Die neuesten Kontaktrückenmodelle bieten inzwischen auch am Rücken Aussparungen und/oder Kanäle für eine bessere Belüftung. Vielleicht ist im Hochsommer ein deutlicher Unterschied zwischen Kontakt- und Netzrücken spürbar, aber ich wandere grundsätzlich nicht bei Hitze, sondern am liebsten bei Temperaturen zwischen 8 und 20 Grad. 

Ein weiterer Unterschied besteht in der Art, wie der Rucksack geöffnet wird. Beim Klassiker wird das Hauptfach über ein Zugband geschlossen. Ein Deckel mit großer Tasche wird darüber gestülpt und mit einem Steckverschluss befestigt. Wenn der Deckel nicht am Hauptfach angenäht ist, sondern auf der Rückseite mit Bändern in der Höhe verstellt werden kann, dann kann der Rucksack mehr Inhalt fassen. Das ist prima, wenn ich am Urlaubsende noch ein Souvenir kaufe. Wenn dieser Spielraum allerdings von Anfang an dauernd belegt ist, wäre vielleicht die nächste Größe zielführender. Manche Rucksäcke können auf der Vorderseite mit einem langen Reißverschluss geöffnet werden. Das macht das Befüllen und Auffinden deiner Ausrüstung leichter, ähnlich wie bei einem Koffer. Inzwischen gibt es auch Rucksäcke mit Rolltopverschluss. Auch hier gibt es dadurch eine Raumreserve. Mein bevorzugter Rucksacktyp hat einen Panelverschluss, d.h. es gibt keine Deckeltasche. Das Hauptfach wird über einen langen Reißverschluss, der von einer Seite zur anderen reicht, geöffnet. Durch die weite Öffnung kommt man gut an das Hauptfach heran.

 

Wanderstöcke

Zur Basisausrüstung zählen noch Wanderstock bzw. Trekkingstöcke. Ich benutze einen Wanderstock, auch wenn ich mich dann einseitig belaste. Aber ich habe gern eine Hand frei zum Fotografieren, Karte/Wanderführer checken, Stirn abwischen… Mein Wanderstock lässt sich per Schraubgewinde in der Höhe verstellen, d.h. bergab kann er auf eine größere Länge eingestellt werden. Ich habe aber in einem anderen Blog den Hinweis gefunden, dass Faltstöcke vorzuziehen seien, weil sie kein Gewinde besitzen, das sich lockern und beim Bergabgehen zu Stürzen führen kann. Gestürzt bin ich so noch nicht, aber es stimmt: über den Tag lockert sich das Gewinde und muss nachjustiert werden. Da ich vor dem Bergabgehen die Länge anpasse, ziehe ich automatisch ein lockeres Gewinde wieder fest.

 

Getränkeflaschen

Auch hier gehen die Vorlieben weit auseinander. Leichter und kostengünstiger durchs Leben kommt man definitiv, wenn man nur handelsübliche Plastikflaschen mit Wasser mitnimmt. Einen Trinkschlauch habe ich noch nicht ausprobiert, mich schreckt der Pflegeaufwand ab. Wie reinige ich den dünnen Schlauch? Außerdem sehe ich dann nicht, wieviel Wasser ich über den Tag verbrauche.

Ich persönlich trinke gerne heißen Tee unterwegs, darum habe ich mir leichte Thermoskannen besorgt. Die hydro flask wiegt 289 g bei einem Fassungsvermögen von 0,75 l, die GSI outdoors microlight twist 224 g bei 0,5 l Inhalt. Nach meiner Recherche waren das beim Kauf die leichtesten Thermoskannen am Markt. Es sind Thermosflaschen ohne zusätzlichen Deckel, der als Tasse dienen kann. Den finde ich aber immer zu klein für frisch aufgebrühten Tee. Wem der Deckel als Trinkgefäß ausreicht, kann vielleicht insgesamt mit einem Deckelmodell noch ein bisschen mehr Gewicht einsparen, da meine Titanthermotasse mit zusätzlichen 100 g zu Buche schlägt.

Neben der Thermoskanne nutze ich noch eine handelsübliche Plastikflasche für Wasser. Im Winter würde ich statt einer Plastikflasche eine Aluminiumflasche nehmen, weil ich sie auch als Wärmflasche für das Bett verwenden kann (manche Hotelzimmer sind im Winter nicht gut geheizt). Tipp von einer Freundin: sie hat immer frischen Ingwer dabei und gibt ein paar Scheiben in ihr heißes und kaltes Wasser. Man könnte aber auch den Teebeutel vom Kräutertee, den man abends noch getrunken hat, morgens für einen besseren/anderen Geschmack in die Wasserflasche hängen („cold soaking“).

 

Mein Luxus: Tauchsieder und Tee

Damit das Wandern Freude macht, tut auch ein bisschen Luxus gut. Da wir ja kein Zelt und keinen Schlafsack dabeihaben, ist im Rucksack Platz für unser persönliches, unverzichtbares Luxusprodukt. Für meine gute Laune ist eine perfekte Tasse Tee unabdingbar. Deshalb habe ich einen Tauchsieder dabei (für die Tasse Tee am Nachmittag im Hotel, für das Zubereiten von einfachen Mahlzeiten und für das Befüllen der Thermoskanne am Morgen. Nach meiner Erfahrung bekommt man im Hotel nicht immer 100 Grad heißes Wasser in die Kanne gefüllt, das Wasser wäre also zur Mittagszeit zu stark abgekühlt für den perfekten Tee).

Da das Wasser in der Thermoskanne wie gesagt über den Tag langsam abkühlt, nehme ich für unterwegs immer einen guten, losen Grüntee mit, weil der bei 75-80 Grad gebrüht wird. Das ist genau die Temperatur, die das Wasser in der Thermoskanne um die Mittagszeit hat. In die Kanne kommt nur Wasser und kein fertiger Tee, weil sonst Geschmacksrückstände an der Innenwand der Kanne anhaften können, und weil die lange Zeit zwischen Aufbrühen am Morgen und Trinken am Mittag den Geschmack beeinflusst. Damit der Tee in der Mittagspause in der Tasse nicht zu schnell abkühlt und auch geschmacklich überzeugt, habe ich mir einen Thermobecher aus Titan gekauft (Wenn jemand einen wandertauglichen Teebecher aus Bone China herstellen möchte - ich bin die erste Kundin 😅). Einen hochwertigen Grün- oder Schwarztee kann man übrigens mehrmals aufbrühen. Aber es gibt noch andere Präferenzen: Briten sind anscheinend Fans von heißem Johannisbeersaft in der Thermoskanne. Wieder andere schwören auf Gemüsebrühe. Bei mir muss es der chinesische Drachenbrunnentee (Lung Ching aus der Provinz Hangzhou) sein.

 

Was kommt sonst noch mit?

Ein kleines Handtuch (31 g), um an heißen Wandertagen den  Schweiß abzuwischen. Oder ich mache es mit Wasser nass zum Abkühlen.

Dazu gesellt sich eine Signalpfeife für den Notfall.

Regenschutz für den Rucksack. 

Eine Länge Ducttape wickele ich um den Wanderstock. Für alle möglichen Notfallreparaturen, z.B. wenn sich die geklebte Sohle des Wanderschuhs löst, das Blasenpflaster nicht halten will, ein Riss in der Regenjacke oder im Rucksack entsteht oder ein verstauchtes Bein mit einem Stock notdürftig geschient werden muss.

Sonnenhut und Sonnenbrille.

Göffel oder Spork aus Titan (die aus Plastik brechen leicht).

Eventuell eine faltbare Schüssel, deren harter Boden auch als Schneidebrett dient (falls ich nicht jeden Abend im Restaurant essen will).

Hand-/Bauchtasche für all die Kleinigkeiten (s.u.)

Erste Hilfe Set 

 

Rucksackorganisation und MYOG

Wie wird die Ausrüstung korrekt im Rucksack verstaut, damit nichts drückt und zwickt?

 

Regel 1: optimale Gewichtsverteilung: schwere Dinge nah an den Rücken, mittlere Lasten unten, leichte nach oben und zur Vorderseite hin. Da meine diversen Einzelkomponenten alle ungefähr gleich viel wiegen, bin ich bei dieser Regel etwas verloren.

 

Regel 2: je leichter dein gewähltes Rucksackmodell, desto flexibler ist in der Regel das Material der Rückenplatte. Also beim Packen darauf achten, dass der Rucksackinhalt, der zum Rücken zeigt, flach ist und nichts auf den Rücken drückt und die Platte verformt.

 

Regel 3: das, was du brauchst, ist auf mysteriöse Weise immer, wirklich immer, selbständig nach ganz unten gewandert.

Damit kann ich mich nur schwer abfinden. Hier kommt deshalb MYOG zum Zuge. MYOG bedeutet make your own gear. Wenn es das, was du möchtest, nicht gibt, mach es selber.

Auf dem Markt werden Aufbewahrungstaschen in allen möglichen Größen angeboten. Aber alle sind irgendwie rechteckig und quaderförmig. Mein Rucksack ist nicht rechteckig. Wenn ich ihn mit den rechteckigen Packtaschen bestücke, bleiben unschöne Lücken, irgendwas bohrt sich dann im Rucksack vielleicht doch in meinen Rücken. Gar nicht bewährt haben sich für mich Packtaschen, deren Inhalt man durch einen zusätzlichen Reißverschluss weiter komprimieren kann, weil dann ein brettsteifes Paket entsteht.

Sparfüchse und Unordnungstolerante stört das alles gar nicht; bei ihnen kommt alles in einen Müllsack und ruckelt sich im Rucksack zurecht. Low Tech funktioniert, und Regel 3 bringt ihren Blutdruck nicht in aus der Ruhe. Am Schlimmsten finde ich persönlich die Deckeltasche eines konventionellen Rucksacks: weil man nicht hineinsehen kann und sie konisch geformt ist, sucht man sich immer einen Wolf. Deshalb nehme ich einen Rucksack ohne Deckelfach. 

Ich benutze eine selbst genähte Packtasche, die die untere Hälfte meines Rucksacks vollständig ausfüllt. In dieser Packtasche gibt es Fächer für die einzelnen zu verstauenden Gegenstände. So ist Sauberes von Schmutzigem getrennt, und ich muss im Hotel nicht immer alles auspacken. Selbstredend befinden sich nur Dinge in dieser Packtasche, die ich in der Regel den ganzen Tag nicht benötige. Der Kulturbeutel ist ebenfalls selbst genäht. Alle benötigten Produkte fülle ich um in kleine Behälter (eine 20 ml Dose reicht für 2 Wochen Gesichtscreme oder 50 ml für den Hirschtalg für die Füße). Oder ich benutze Pröbchen. Da in den meisten Hotels Duschgel vorhanden ist, nehme ich nur ein kleines Stück Gästeseife für den Notfall mit. Dafür ist eine Reisetube Waschmittel mit dabei. Bewährt hat sich ein Muskelentspannungsgel für die Beine. Das fülle ich in ein 100 ml Behältnis um. Der Kulturbeutel passt in die Packtasche. 

Eine weitere selbstgenähte, oben offene Tasche sitzt auf der Packtasche und hat Halterungen für die Trinkflasche, die Thermoskanne und den Trinkbecher. Es gibt noch Platz für Tee, Mittagsvesper, einen Göffel und die Regensachen, die sich klein zusammenfalten lassen. Die Tasche ist so bemessen, dass die Fleecejacke noch in den übrigen Raum davor passt. Die Erste Hilfe steckt in der kleinen Reißverschlusstasche am oberen Rand des Rucksacks. Je nach dem wie viel ich insgesamt mitnehme, kommen die Flaschen auch außen in die Seitentaschen des Rucksacks. 

Das Erste-Hilfe-Set habe ich mir nach dem Kulturbeutelprinzip ebenfalls selbst genäht. Die häufigsten Verletzungen unterwegs sind Blasen, Insektenstiche, Prellungen/Verstauchungen und Schürfwunden. Genau wie beim Kulturbeutel fülle ich mir kleine Mengen Jodtinktur, Arnikasalbe, Schmerzsalbe usw. in 2 - 5 ml Döschen ab. Eine kleine Auswahl an Pflastern, Blasenpflastern (hier bitte nur das Markenprodukt kaufen. Und das Pflaster am Fuß noch mit Leukoplast oder im Notfall Ducttape sichern), sterilen Tupfern, eine Mullbinde (um deren Plastikverpackung ich Leukoplast wickele), eine elastische Binde, ein Mininähset, eine Notfalldecke und meine Nagelschere kommen dazu (mein Taschenmesser hat eine Pinzette). Dann ein paar Schmerztabletten und zusätzlich die Medikamente, die man sonst noch benötigt. Da in Deutschland der Weg zur nächsten Apotheke nicht weit ist, braucht man nur kleine Mengen für die Erstversorgung. Bei großen Verletzungen ist die Reise sowieso zu Ende. Desinfektionsmittel und Zecken- und Insektenspray haben in meiner Bauchtasche Platz (und sind wiederum in kleine, eigentlich für Parfüm gedachte Zerstäuber umgefüllt), weil ich das gern schnell zur Hand habe.

Die Bauch-/Handtasche - noch so ein selbst genähtes Produkt -  wird mit Schlaufen und einem Steckverschluss am Hüftgurt befestigt. Für abends im Restaurant kommt dann ein Umhängegurt dran. Zusätzlich habe ich vorne an einem kurzen Stück Band einen Steckverschluss an die Tasche genäht. Das Gegenstück befindet sich an meinem Sonnenhut. So kann ich ihn beim Wandern im Schatten schnell an der Tasche befestigen und muss ihn nicht irgendwo hineinstopfen und womöglich dazu erst den Rucksack abnehmen. Die Tasche ist maßgeschneidert auf die Dinge, die ich dort verstauen und rasch wiederfinden will. Das oben erwähnte Desinfektionsmittel und der Zeckenschutz sind dort aufbewahrt, daneben sitzt ein Taschenmesser (die Miniausgabe eines Schweizer Messers) und der Lippenpflegestift. Es gibt eine Halterung für ein Päckchen Taschentücher, eine Halterung für den Geldbeutel. Ein Fach für Kaugummi und Ingwerbonbons. Dann ist noch Platz für einen Kugelschreiber und die Sonnenbrille. Zu guter Letzt stecke ich das Handy und das Blatt Papier mit der Wegbeschreibung des jeweiligen Wandertags in einer kleinen Klarsichthülle hinein. Da die Tasche nicht wasserdicht ist, kommt sie bei Regen in den Rucksack. Nur das Handy nehme ich heraus und stecke es in die Hosentasche. Ich finde, dass die Taschen, die auf den Bauchgurt genäht sind, sehr schwer erreichbar sind. Oft laufen auch die Reißverschlüsse nicht gut. Da man beim Wandern ständig ans Handy und den Wanderführer muss, habe ich sie in der Hand-/Bauchtasche viel schneller und einfacher greifbar. 

 

Verpflegung

Frühstück gibt es im Hotel oder selbst zubereitet in der Ferienwohnung. Für Mittags reicht mir ein belegtes Brötchen. In einer Ferienwohnung kann man abends selbst kochen. Für diesen Fall lohnt es sich vielleicht ein kleines Plastikfläschchen (z.B. ein ehemaliger Flachmann) mit Öl zu füllen, da man das schlecht in einer kleinen Größe kaufen kann. Für kleine Mengen an Gewürzen habe ich ganz winzige (Werbegröße) Tictac-Behälter aufgehoben. Da waren vielleicht mal 3-4 Tictacs drin. Genau die richtige Größe für ein bis zwei Portionen Kräuter der Provence oder Raz El Hanout, um einen Couscous aufzupeppen. Auch im Hotel kann ich mit Hilfe des Tauchsieders Couscous, Kartoffelbrei, Hummus oder chinesische Nudeln zubereiten. Dazu schnippele ich mit dem Taschenmesser Gemüse, das ich entweder roh untermische oder kurz mit Wasser überbrühe, für eine etwas weichere Konsistenz.