Ith-Hils-Weg

Wo: Südniedersachsen

Start/Ende: Coppenbrügge oder Alfeld/Leine

Etappen: 4

Länge: 92 km mit Zuwegen

offizielle Website: www.ith-hils-weg.de

ÖPNV:                   www.rvhi-hildesheim.de

                             www.oeffis.de 

Wo liegt denn dieser Ith?

Vom Ith hatte ich bis zu meiner Deutschland-Durchquerung auf dem E1 noch nie gehört. Nach der Überschreitung des Deister, dem ersten Mittelgebirge, das sich aus der norddeutschen Tiefebene erhebt und das mir bis dahin ebenfalls gänzlich unbekannt war, führte mich der nächste Wandertag auf den Süntel im Weserbergland und im dortigen Biergarten am Turm ins Gespräch mit Einheimischen. Einhellige Meinung: der Ith ist der schönste Bergkamm in der Umgebung. Alle schwärmten vom Ith. So schaffte es der Ith-Hils-Weg ganz nach oben auf meine to do Liste. Das lange Vatertagswochenende Anfang Mai 2024 war perfekt geeignet, um den Wahrheitsgehalt der Schwärmereien zu überprüfen.

Der Ith-Hils-Weg verläuft im Leinebergland südwestlich von Hannover auf 84 km in einer Runde auf den Kämmen von vier Höhenzügen. Wir sind die Runde in vier sportlichen Tagen gewandert. Mit den Zuwegen zu den Unterkünften und manchen Abkürzungen kamen rund 92 km zusammen. Offizieller Start ist Coppenbrügge. Besser zu erreichen ist allerdings Alfeld/Leine, mit Regionalbahnhalt an der Strecke zwischen Hannover und Göttingen. 

Hier im Gebiet von Ith und Hils treffen zwei Nahverkehrsverbünde aufeinander, d.h. die Ausrichtung und Taktung der Linien folgt nicht unbedingt den Wandererbedürfnissen. Wochenende und Feiertag erschweren das Fortkommen mit dem ÖPNV in der Region zusätzlich. Also bleiben nur die Unterkünfte übrig, die zu Fuß erreichbar sind. Das sind nicht überwältigend viele. Aber mit denen, die wir gebucht hatten, waren wir zufrieden bis begeistert. Die genaue Wegbeschreibung des Ith-Hils-Weges findet sich im Rother Wanderführer "Südniedersachsen".

Unsere Routeneinteilung 

Anreise

Von Süden kommend, bot sich am Umsteigebahnhof Göttingen ein längerer Zwischenstopp an. Schöne Altstadt, historisches Rathaus, St. Jakobikirche, Lichtenberghaus, botanischer Garten... es gibt viel zu entdecken. 

Auch der Zielort Alfeld/Leine hat eine kleine schöne Altstadt, ca. 10 Minuten Fußweg östlich des Bahnhofs.

Zum westlich gelegenen Ith-Hils-Weg fährt am ZOB/Bahnhof der Bus 65 Richtung Post Marienhagen (Achtung: der Letzte fährt schon gegen 18:00 Uhr) in den Alfelder Stadtteil Brunkensen, Haltestelle Schmiede. Hier kann man im Hotel Räuber Lippoldskrug übernachten und dort bzw. auch in einem weiteren Restaurant vor Ort zu Abend essen. Am nächsten Morgen erreicht man vom Hotel aus über einen kurzen Zuweg ganz entspannt direkt den Ith-Hils-Weg.

Tag 1

Alfeld-Brunkensen bis Coppenbrügge 

27 km, 07:00 Std, 650 m auf, 590 m ab

Wegen der Länge sportliche, aber machbare Etappe über den Duinger und den Thüster Bergkamm. Der Weg ist einfach zu gehen; überwiegend verläuft der Ith-Hils-Weg hier auf breiten Forstwegen. Zwei Mal taten wir uns schwer mit der Orientierung: nicht weit, nachdem der Zuweg den Ith-Hils-Weg erreicht, geht es an einer Gabelung ebenerdig links und nicht bergauf rechts. Und wenn der Abstieg vom Lönsturm/Thüster Berg an einer T-Kreuzung endet, geht es rechts und nicht links (wir waren komplett von der Sonne geblendet und sahen weder das Wegzeichen in der Natur noch konnten wir etwas auf dem Handydisplay erkennen. Da machten wir den Kardinalfehler, Radfahrer nach dem Weg zu fragen. Ja, der Radweg führte uns nach Salzhemmendorf, nur war er 2 km länger. Eine Vielzahl von Aussichten (z.B. vom Leineberglandbalkon oder vom Lönsturm) machte die Etappe abwechslungsreich und attraktiv. Ein kurzer Abstieg führt zum wunderbaren Hotel Felsenkeller oberhalb von Coppenbrügge. Alternativ sind es noch 2 km bis zum Bahnhof. Nein, das ist nach einem derart langen Tag keine Alternative. Lieber die freundliche Gastlichkeit und das ausgezeichnete Abendessen im Hotel genießen :-).

Tag 2

Coppenbrügge bis Capellenhagen

22 km, 06:00 Std, 610 m auf, 530 m ab

Ein sensationell schöner Wandertag! Wir waren zur Bärlauchblüte unterwegs; noch nie habe ich sie in solcher Fülle erlebt. Der ganze, 22 km lange Bergkamm des Ith und seine Hänge sind nahezu flächendeckend mit Bärlauch bewachsen. Dazwischen stehen weitere Blumen wie Mondviolen oder Knabenkraut. Und beliebte Kletterfelsen wie "Adam und Eva".

Ein unglaublich anstrengender Wandertag! Viel anstrengender als die lange Tour gestern... es geht auf wurzeligem, steinigem Pfad ständig auf und ab, was die Wandergeschwindigkeit enorm senkt. Ein Wanderer berichtete uns leicht frustriert, dass er statt seiner üblichen 7 km/h hier nur 4 km/h schaffte. Wir behielten schamhaft für uns, dass wir mit gerade einmal 2,5 km/h vorwärts krochen. Es gibt unterwegs nicht viele Rastbänke; also wenn eine Sitzmöglichkeit auftaucht, unbedingt eine Verschnaufpause einlegen. Ausblicke sind selten, aber das tut der Schönheit der Strecke keinen Abbruch. Der Ith-Turm bietet neben Fernsicht auch einen Rastplatz.

Der Abstieg nach Capellenhagen ist nicht ausgeschildert, es geht auf einem unscheinbaren Pfad links steil den Berg hinunter, vorbei an einem Campingplatz. Wenn man im Ort zur Hauptstraße gelangt, läuft man noch ein paar hundert Meter links den Berg hinunter zur Bushaltestelle, die rechts in einer Seitenstraße verborgen liegt (wir sind tatsächlich zweimal dran vorbeigelaufen). Hier fährt ein Bus bzw. ein AST nach Duingen Bahnhof (Linie 642). Ein paar hundert Meter sind es noch zum Hotel Pöttjerkrug, in dem man auch essen kann. 

Tag 3:

Ith bis Delligsen

27 km, 07:15 Std, 570 m auf und 660 m ab

Am nächsten Morgen trübte die Aussicht auf den sehr, sehr steilen Aufstieg von Capellenhagen auf den Ith-Kamm mächtig die Stimmung. Also gönnten wir uns ein Taxi zum Bikertreff und Bistro "Auf dem Ith". Leider hatte das Bistro noch geschlossen, es genießt Kult-Charakter. Hier konnten wir den Weg ebenerdig wieder aufnehmen und sparten auch rund 2 km. Das Naturschutzgebiet Ithwiesen wird durchquert, dann folgt eine felsige Partie an den Holzener Klippen. Danach geht es bergauf auf den Hils mit dem sehr luftigen Wilhelm-Raabe-Turm. Macht nichts, wenn man sich nicht hinauf traut: kurze Zeit später kommen ein paar schöne Wanderliegen mit Traumblick auf die gesamte bisher gewanderte Strecke des Ith-Hils-Weges! Hinunter geht es nach Grünenplan und weiter über Kaierde landschaftlich offener und schön nach Delligsen. Kurz nach Kaierde fordert noch ein weiterer Aufstieg die letzten Kräfte. Der weite Ausblick entschädigt, und eine Wanderhütte verführt zu einer kurzen Verschnaufpause, bevor es dann sanft bergab die letzten Kilometer nach Delligsen geht. Zum sehr schönen Hotel Café Henze biegt man nach dem Düsterntal nicht rechts ab, sondern läuft weiter geradeaus. So kann man ein Stück Weg abkürzen, und auch am nächsten Morgen direkt vorbei an der Kirche geradeaus auf den Steinberg wandern. Nicht weit vom Hotel gibt es Restaurants und eine Bäckerei.

Tag 4:

Delligsen bis zur Räuber Lippold Höhle und weiter nach Alfeld/Leine

12 km, 3 Std 

Eine kurze, im Vergleich zu den letzten Tagen und bis auf den Abstieg zur Höhle relativ zahme Strecke: Klippen, Wald, landwirtschaftlich genutzte Fläche und die idyllisch am Bach gelegene Lippoldshöhle. Anstatt das letzte Stück bis Brunkensen zu laufen und den Bus zurück nach Alfeld zu nehmen, suchten wir uns von der Höhle aus eine eigene Route, die zunächst noch auf schönen Wegen entlang führte, dann aber die letzten zwei, drei Kilometer auf einem Radweg neben der Bundesstraße verlief. Sei´s drum - wir kamen so zumindest zügig voran und waren rechtzeitig zur gebuchten Führung durch das UNESCO Welterbe Fagus-Werk in Alfeld. Lohnt sich! Das erste Industriegebäude im Bauhausstil, das erste von Gropius gebaute Haus, bis heute werden hier Schuhleisten hergestellt. Das Museum widmet sich anschaulich der Bau-, Schuhleisten- und Firmengeschichte und ist für sich allein schon sehr sehenswert. Aber auf einer Führung erfährt man noch viel mehr und kann auch einzelne Gebäude besichtigen, die sonst nicht zugänglich sind. Schnell verging die Zeit bis zur Heimreise.

Fazit:

Einen so schönen Wanderweg hatte ich nicht in Südniedersachsen vermutet. Würde ich ihn noch einmal gehen, würde ich mir allerdings 5 Tage Zeit nehmen und einen anderen Startpunkt wählen. Da die Ith-Querung für mich der landschaftliche Höhepunkt, aber auch die anstrengendste Etappe war, würde ich sie teilen und trotz des langen Zuwegs im Waldhotel Humboldtsee übernachten und diese beiden Strecken dann zuletzt laufen. Startpunkt der Runde wäre dann z.b. in Holzen, Haltestelle Hüttenstraße, erreichbar mit Bus 530 von Eschershausen bzw. Holzminden. Da der Startpunkt nicht besonders geschmeidig zu erreichen ist, würde ich noch ein paar weitere Wandertage in der Nähe dranhängen, vielleicht die Vogler-Überschreitung zwischen Bodenwerder und Eschershausen (Wanderung 23 im Südniedersachsen Wanderführer; von Hameln ist man mit Bus 522 in 41 min. in Bodenwerder) .

Holzen - Delligsen: 21 km

Delligsen - Lippoldshöhle - Alfeld - Faguswerk - Bus nach Brunkensen : 12 km

(Wem die nächste Etappe zu lang ist, kann von Brunkensen noch ein Stück bis zum Abstieg nach Duingen und dem Hotel Pöttjerkrug gehen + 8,7 km. Die Etappe nach Coppenbrügge am nächsten Tag ist dann wegen des 2,9 km langen Zuwegs 24 km lang)

Brunkensen - Coppenbrügge: 27 km

Coppenbrügge - Waldhotel Humboldtsee: 21 km

Waldhotel Humboldtsee - Holzen 15 km

 

Alfeld/Leine: Rathaus und Marktplatz

Etappe 1: Alfeld-Brunkensen - Coppenbrügge

Aussicht vom Leineberglandbalkon

Aussicht vom Lönsturm

Aussicht vom Lönsturm

der beste Rastplatz am Vatertag ist AUF dem Lönsturm 

der Umweg nach Salzhemmendorf

im Anmarsch auf Lauenstein

Coppenbrügge

Etappe 2: Coppenbrügge - Capellenhagen

die Klippen Adam und Eva

Bärlauchteppiche auf dem Ithkamm

noch mehr Bärlauch

Blick vom Ithturm

ständiges Auf und Ab und Hindernisse

noch mehr Hindernisse

dann mal wieder eine Aussicht

hier sieht man gut den schmalen Kamm des Ith

zwischen Klippen kann man sich bis zur Aussicht vordrängeln

Knabenkraut

Etappe 3: Capellenhagen - Delligsen

Naturschutzgebiet Ithwiesen

Holzener Klippen

Raabeturm auf dem Großesohl, viel weiter hinauf habe ich mich nicht getraut 

Aussicht von der Bloßen Zelle auf den gesamten bislang gewanderten Weg

Aussicht ins Weserbergland 

zwischen Grünenplan und Kaierde

Kaierde

Letzter Anstieg zur Fahrenberghütte

Blick zurück auf den Hils und Kaierde 

die letzten Kilometer bis Delligsen

Etappe 4: Delligsen - Alfeld/Leine

Tag 4: Blick vom Steinberg auf Delligsen

Felsformationen auf dem Weg zum Reuberg

Im Hintergrund taucht Alfeld auf

an der Lippoldshöhle

Lippoldshöhle

Am Ende der Wanderung: Besichtigung des Fagus-Werks in Alfeld

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