Erste Wandererfahrungen

Die ersten Wanderschritte!

 

Ich stamme aus Heidelberg, daher fand meine Wandersozialisation hauptsächlich im Odenwald und in der Pfalz statt. Am Wochenende ging es regelmäßig raus in die Natur. Angeblich habe ich sogar auf einer Tour im Schwarzwald das Laufen gelernt!

mit 16 Jahren begeistert bei einer Tour im Lake District

 

Wie wohl viele, fand ich als Teenager das Wandern dann gar nicht mehr cool und löste bei meinem Vater die Befürchtung aus, bei der Erziehung versagt zu haben.

auf einer meiner vielen Reisen nach Schottland Ende der Achtziger

 

Inzwischen lebe ich mit meiner Familie in Stuttgart. Zurück zum Wandern fand ich in den Neunzigern. Damals bin ich oft nach Schottland gereist; die wilde Natur hat mich begeistert und in ihren Bann gezogen. Dort habe ich zum ersten Mal von einem "Long Distance Trail" gehört. Meine Neugier war geweckt...

Denn mir wurde klar: was mir das Wandern als Teenager verleidet hatte, war das im Kreis gehen auf Tagestouren. Wozu aufbrechen, wenn man nach ein paar Stunden wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt? Das erschien mir damals (und eigentlich bis heute) ziemlich zweckfrei.

Eine Woche oder länger einem Weg zu folgen, dem in der Regel auch immer ein Thema zugrunde liegt, das adelt dagegen in meinen Augen das Zufußgehen zur sinnstiftenden Tätigkeit. 😆

West Highland Way: viel zu viel Gepäck, falsche Ausrüstung, wir haben es aber trotzdem geschafft!

 

1996 wurde der West Highland Way zu meiner ersten Fernwanderung. Er führt über 154 km von der größten Stadt Schottlands am größten See Großbritanniens entlang zum Fuß des höchsten Berges. Inzwischen ist er ein Klassiker und zieht jedes Jahr 120.000 Wanderer an, wobei nur rund 36.000 den gesamten Weg wandern.

Im Oktober 1996 waren nur wenige unterwegs. Wir trafen am Anfang vielleicht ein halbes Dutzend Mitwandernde, denen wir wegen unterschiedlicher Geschwindigkeit aber nicht oft wieder begegneten. Die Jungs mit der 20 kg schweren Militärausrüstung, die den Weg in einer ambitionierten Zeit bewältigen wollten, mussten am dritten Tag aufgeben. Auch der Kanadier, dessen gebraucht gekauftes Zelt mitten in der Nacht in einem Regenguss auseinanderriss, hat dann vermutlich nach einer weiteren in einer Schutzhütte verbrachten Nacht abgebrochen, denn wir sahen ihn nicht wieder. 

Wir waren uns selbst unsicher, ob wir den Strapazen gewachsen sein würden. Auch unsere Ausrüstung war im Vergleich zu heute zu schwer, und wir hatten viel zu viel dabei. Trotz allem schafften wir die Strecke wie geplant und ohne größere Schwierigkeiten. Der Weg war anstrengend, wir wurden jeden Tag nass, aber es war ein großartiges Erlebnis in grandioser Natur. Das Gefühl des Stolzes, als wir das Ziel erreicht hatten, werde ich nicht vergessen. Und es war klar, das war nicht mein letzter Long Distance Trail.

am Ziel in Fort William

 

Wie wandere ich heute?

Getreu dem Motto meines Deutschlehrers „Man sieht nur das, von dem man weiß.“ (ein Goethe-Zitat), bereite ich mich gerne gründlich auf eine Tour vor.

Mich interessieren bei einer Wanderung neben dem Unterwegssein auch Kultur und Geschichte der jeweiligen Region. Mir geht es nicht darum, sportliche Höchstleistungen zu erbringen, sondern ich möchte ein bisschen in eine mir fremde Gegend eintauchen und Land und Leute kennenlernen. Deshalb plane ich Zeit für Museums-/Höhlen-/Burgbesuche ein und wähle auch die Pausentage entsprechend. 

Ich bin gerne mit leichtem Gepäck unterwegs und übernachte immer in vorgebuchten Unterkünften. Vorgebucht deshalb, weil es ein gutes Gefühl ist, schon morgens zu wissen, dass mich abends ein Dach über dem Kopf erwartet, besonders nach einem Wandertag im anhaltenden Regen. Da ich weiß, was ich mir zutrauen kann, und nie spontan auf die Idee käme, plötzlich 40 km am Tag laufen zu wollen, fühle ich mich von einer Etappenplanung auch nicht eingeengt.

Weil ich mit leichtem Gepäck unterwegs bin – mein Ansatz: alles, was ich am Körper trage, außer Wasser und Tagesproviant, soll unter 8 kg wiegen – komme ich in der Regel gut voran und kann meine mir selbst gesteckten Ziele erreichen. Das Gewichtsziel schafft man locker, wenn man kein Zelt, keinen Schlafsack und keine größeren Essensvorräte mitnehmen muss. Meist liege ich bei rund 7 kg, wobei der Rucksack 4,5 – 5 kg wiegt. Das Gewicht ist im Übrigen niedriger als das von dem Rucksack, den ich, mit Laptop und Unterlagen bestückt, ins Büro trage. Die 8 kg Grenze kommt aus der Ultraleichtszene.

Im Kapitel Praktisches erfährst du etwas weitschweifig mehr...

Mit einer gut geplanten Ausrüstung reicht ein kleiner Rucksack völlig aus.