Kleidung

Trotz Funktionskleidung völlig durchnässt im isländischen Hochland - vielleicht wäre ein Islandpulli die bessere Wahl gewesen?


Im Folgenden spreche ich lediglich über meine persönlichen Vorlieben und nicht über allgemeingültige Regeln. Wenn du anderer Meinung bist, andere Präferenzen hast und andere Erfahrungen gemacht hast, hat das selbstverständlich seine Berechtigung.


Zwiebelprinzip und Multi Use

Ist sicher hinlänglich bekannt: mehrere dünne Schichten sind flexibler beim Temperaturmanagement als wenige dicke Lagen. Darüber hinaus soll der Inhalt meines Rucksackes möglichst vielfältig nutzbar sein. Die Teetasse dient auch als Müslischale. Die Strumpfhose wärmt sowohl solo unterm Rock als auch im Doppel mit der Wanderhose. Falls alle Stricke reißen bindet sie Dinge zusammen oder hält den verstauchten Arm am Platz. Die Regenhose kommt als Sitzunterlage oder zusätzlich bei Kälte zum Einsatz oder als Schmutzfänger bei morastigen Wegabschnitten. Die Ersatzsocken erleben eine Wiedergeburt als Handschuhe. Im Winter kommt morgens in die Aluminiumtrinkflasche heißes Wasser hinein und außen herum die Socken. Sie halten das Wasser noch ein bisschen heiß und werden ihrerseits wunderbar kuschelig angewärmt für den Einsatz als Handschuhe. 

 

Hosen

Meine Töchter wandern wegen des bequemen Sitzes gerne in Wanderleggings. Ich bevorzuge wegen der Luftigkeit nicht ganz so eng geschnittene Hosen. Da das gefährlichste Tier in Deutschlands Wäldern die Zecke ist, und entlang vieler Wege Brennnesseln wachsen, wandere ich in langen Hosen aus leichtem Material. Wenn es kalt ist, kann ich eine lange Unterhose oder Strumpfhose drunter ziehen und wenn es warm ist (und auf einem breiten Forstweg keine Gefahr besteht, Zecken vom Gebüsch abzustreifen), krempele ich sie hoch. Hosen mit Reißverschlüssen, um sie auf unterschiedliche Beinlängen zu verkürzen, wiegen in der Regel mehr und sind unpraktisch, wenn sie so eng geschnitten sind, dass man zum Hosenbeine kürzen die Wanderschuhe ausziehen muss. Ich bevorzuge Hosen ohne viele Taschen. Wenn sie befüllt sind, tragen die Beine ein zusätzliches Gewicht, das mit jedem Schritt gehoben werden muss. Ich probiere aus, ob mein Handy notfalls (zum Schutz bei Regen) in die Seitentasche der Hose passt, das reicht mir. Mein idealer Hosenbund sitzt leicht unterhalb des Bauchgurts. So kann frau ohne den Rucksack abnehmen zu müssen einem dringenden Bedürfnis nachkommen.

hier sieht man, dass die ungefähr gleiche Wärmeleistung je nach Jacke ein ganz unterschiedliches Packmaß hat - und ein Gewicht zwischen 190 g (Merino-Seidenjacke links), 220g (blaue Fleecejacke), 260 g (Hybridjacke) und 395 g (pinke Fleecejacke). 

 

Oberteile

Auch hier gilt, sich nach dem eigenen Komfort zu kleiden. Mir wird schnell warm, deshalb brauche ich außer an Wintertagen kein Unterhemd und keine dicke Fleecejacke. In der Regel sollte man morgens beim Aufbruch so angezogen sein, dass es einem ein bisschen zu kalt ist. Sonst kommt man spätestens beim ersten Anstieg ins Schwitzen und muss anhalten und sich der überflüssigen Kleidungsschicht entledigen. Vergesse ich aber regelmäßig 😊. Wahrscheinlich suche ich unbewusst nach einer Ausrede für eine Verschnaufpause.

Vor allem bei Oberteilen gibt es mittlerweile eine unglaubliche Fülle an Kleidungsstücken in allen möglichen Formen und Farben. Von 100 % Synthetik über Mischgewebe bis 100 % (Merino-)Wolle ist alles dabei. Vor allem Merino wird dabei gerade sehr beworben.

Für mich ist reine Merinowolle zu warm und zu kratzig, auch wenn sie z.B. in der Faserstärke von 17- 19 Mikron oder geringer verarbeitet ist (das sind die Klassen "superfine" und "ultrafine", die als nicht-kratzend gelten). Als Prinzessin auf der Erbse empfinde ich das immer noch als unangenehm. Bitte unterschätze nicht, wie sich ein leises Gefühl des Unbehagens beim Anprobieren im Geschäft bei einer langen Wanderung zu einem penetranten Störfaktor auswachsen kann, der mächtig auf die Laune drückt. Das trifft natürlich auf alle Ausrüstungsgegenstände zu, die du am Körper trägst.

Für mich gilt daher: Merinomischung mit Seide oder Lyocell gehen von Kratzfaktor her, sind aber nach meinem Empfinden immer noch recht warm und kommen daher im Winter zum Einsatz. Ansonsten trage ich Synthetik-Blusen, auch wenn sie schneller müffeln und häufiger gewaschen werden müssen als Merinoprodukte. Andererseits sind sie langlebiger und abriebfester.

Für die Mittagspause und abends nehme ich eine leichte Jacke mit. Das kann eine Fleecejacke sein, eine noch leichtere Merino-Seidenjacke (da ich sie nicht direkt auf der Haut trage, geht das vom Gefühl her) mit sehr kleinem Packmaß, oder eine leichte Isolationsjacke, die man platzsparend in ihrer Tasche verpacken kann. 

 

Wanderjacken

Die gleiche Überfülle an Wahlmöglichkeiten herrscht bei den Jacken vor. Für eine reine Windjacke habe ich noch keinen Einsatzbereich gefunden - sie schützt weder vor Regen noch wärmt sie. Eine Softshell finde ich relativ schwer im Verhältnis zum Wärmeschutz. Sie schützt ebenfalls nur bedingt vor Regen. Somit nehme ich im Frühjahr und Herbst eine leichte Hardshell zum Fernwandern, im Winter eine etwas dickere. 

Generell wird ein enganliegender Sitz der Jacke empfohlen – auch hier bin ich persönlich anderer Meinung, ich mag es gerne etwas luftiger und finde, ich habe so etwas mehr Bewegungsfreiheit. Und wenn man dann doch wegen eines Kälteeinbruchs alle Kleidungsstücke, die der Rucksack bereithält, anziehen muss, passen sie noch unter die Jacke, ohne dass ein Wurstpellengefühl aufkommt. Meine persönliche Erbsenprinzessin-Wahl wird immer eine raschelarme Jacke sein, die sich weich anfühlt und nicht aus einem steifen Stoff ist.

Übrigens sind 3-in-1 Jacken mit einzippbaren Fleecejacken nicht so praktisch wie man denkt. Denn für einen schnellen Wechsel beim Entzwiebeln eignen sie sich nicht. Meine beiden Jacken haben keine Taschen, die so hoch sitzen, dass ich sie bei angelegtem Hüftgurt erreichen könnte. Aber das ist meiner Meinung nach auch nicht nötig; ich habe nichts, was ich unterwegs dort aufbewahren würde. Höchstens zum Händewärmen wären sie gut. Aber für dich mag das ein wichtiger Punkt sein, auf den du beim Jackenkauf achten möchtest.

 

Regenschutz

Ein Regenüberzug für den Rucksack, eine Regenhose und eine leichte, in einer kleinen Tasche verstaubaren Regenjacke kommen auf jeden Fall mit, denn auch die wasserdichte Hardshell lässt irgendwann Wasser durch. Manche bevorzugen einen Poncho und/oder einen Regenrock oder einen Schirm. Da ich keine Gamaschen mitnehme, nutze ich eine Regenhose manchmal auch bei trockenem Wetter, wenn ich weiß, dass der Weg aufgrund von vorangegangenen Regenfällen sehr matschig sein wird. Dann spritzt der Schlamm an die leichter zu reinigende Regenhose. Von den Resultaten eines Ausrutschers ganz zu schweigen. Im Übrigen kann die Regenhose bei Kälte auch als zusätzliche Isolationsschicht dienen. Der Poncho schützt zwar den Rucksack mit, soll aber schwer alleine überzustreifen sein. Außerdem verwandelt er dich bei starkem Wind in einen Gleitschirmflieger. Möglicherweise ist aber das Körperklima in Poncho und Rock besser; in Regenjacke und -hose kann man auch von innen nass werden. Es gibt Grenzen für die Atmungsaktivität der Kleidung. Das hat mit Physik zu tun. Da zu meiner Schulzeit noch der Grundsatz galt, Physik ist nichts für Mädchen, halte ich jetzt keinen Vortrag über die unterschiedliche Größe von Schweiß- und Regentropfen, wegen der der genial hochtechnische Stoff den kleinen Tropfen von innen nach außen durchlässt und der große Tropfen das Nachsehen hat. Tropfen sind aber eigensinnig und wandern nur bei bestimmten klimatischen Bedingungen in die gewünschte Richtung. Mädchenfazit: Die Zustände im Testlabor entsprechen nicht der Wanderwirklichkeit. Daran ist nur die Physik schuld. Und wegen dieser Aussichtslosigkeit verwenden Sparfüchse auch einen Müllsack als Regenrock und kein teures Designprodukt.

 

Weitere Kleidungsstücke 

Unterwäsche und ein Sport BH, gegebenenfalls auch Badekleidung 

Zum Schlafen nehme ich ein Seidenjerseynachthemd (80 g), das ist sehr leicht und kühlt im Sommer und wärmt im Winter.

Ein Schlauchtuch oder Halstuch und einen Sonnenhut habe ich auch immer dabei.

Für abends ins Restaurant nehme ich eine zweite Hose oder einen Funktionsrock mit, dazu eine normale Nylonstrumpfhose, die auch bei Kälte unter der Wanderhose oder als Schlinge für einen verstauchten Arm etc. funktioniert und mit 15 g nicht ins Gewicht fällt. 

 

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